Mühlenverein Mecklenburg Vorpommern e.V.

Mit Wind, Wasser und Dampf

Kleine Geschichte der Mühlen

Spricht man über Mühlen, so werden nicht selten alte Sagen und Spukgeschichten hervorgekramt und zum  Besten gegeben. Mühlen waren (und sind manchmal heute noch) geheimnisumwittert, manchmal unheimlich und trotzdem anziehend. Müller und Mühlen gibt es in Märchen und Volksliedern. Als anschauliches Beispiel der Technikgeschichte faszinieren Wind- und Wassermühlen bis heute. Besucher können in ihnen dem Weg der Energie vom Wasserrad oder Flügelkreuz bis in den Mehlsack mit allen Sinnen folgen und sich vom Geschick
der Mühlenbauer und Müller beeindrucken lassen.

Vor etwa 3600 Jahren wurde das Wirkungsprinzip der eigentlichen Mühle, das Zerkleinern des Mahlgutes zwischen einem feststehenden Bodenstein und einem rotierenden Läuferstein, in Indien entdeckt. Ob mit der Kraft des Wassers oder des Windes, die Drehbewegung der Antriebswelle wird so geleitet und umgesetzt, dass in der Mühle diverse Maschinen, etwa zum Mahlen von Getreide, Schleifen von Steinen oder Sägen von Holz, angetrieben werden.

Einst prägten tausende Mühlen Mecklenburg und Pommern. Der Mühlenverein zählt aktuell 156 Wassermühlen, 121 Windmühlen und 40 Dampf- bzw. motorbetriebene Mühlen im heutigen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, die trotz ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit durch die fortschreitende Technisierung verblieben.
Die Mühlentypen
„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp.“ Das Lied ist eines von vielen Liedern über Mühlen und Müller. Wassermühlen gehören zu den ersten der fünf verschiedenen Mühlentypen im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Ihre erste Erwähnung fanden Wassermühlen schon im 12. Jahrhundert in Mecklenburg. Allein in der Umgebung von Güstrow gab es einst mehr als 50 drehende Wasserräder. Heute können Besucher beispielsweise in Kuchelmiß oder Hanshagen der einmaligen Romantik nachspüren. Mit der Kraft des Wassers werden unter- bzw. oberschlächtige Wasserräder angetrieben. Sie wurden nicht allein dazu
genutzt, um Korn zu mahlen, sondern auch andere Maschinen wie Schrotmühlen, Aufzüge und Sägen anzutreiben. Später ersetzten leistungsstärkere Turbinen die hölzernen oder eisernen Wasserräder.

Wie großartig ist es, wenn der launische Wind durch tonnenschweren hölzerne Flügel, die aus uralten Lärchen gehauen wurden, zischt und pfeift, dabei den ganzen Windmühlenkopf rüttelt und schüttelt und das schwere Gebälk des Fachwerks ächzend knarren lässt? Zu erleben ist dies an und in Windmühlen.

Der älteste Windmühlentyp sind Bock-Windmühlen. Bei ihnen steht das gesamte Mühlenhaus auf einem einzenen dicken Pfahl, dem „Hausbaum“, der senkrecht in einem unterhalb der eigentlichen Mühle befindlichen hölzernen Stützgestell, dem namensgebenden „Bock“, befestigt ist. Die Mühle wird mittels eines Außenbalkens in den Wind gedreht. In Klockenhagen und Pudagla finden sich noch zwei Zeugnisse dieses ältesten europäischen Mühlentyps. Ende des 13. Jahrhunderts wurden hierzulande die ersten Bockwindmühlen bei Wismar und in Plau errichtet. Später verdrängten die Holländer-Windmühlen diese Bauart.

Paltrock-Windmühlen sind eine weiterentwickelte Bockwindmühle, bei der das Mühlengebäude auf einen Rollenkranz gelagert ist. Diese Veränderung brachte mehr Standsicherheit, die Mühlen konnten größer gebaut werden, und mittels Windrose drehte sich die Mühle automatisch in den Wind. Der Name Paltrock soll übrigens vom langen Mönchsgewand herrühren. Die landesweit einzige erhaltene Paltrockmühle steht in Sagard auf Rügen.

Typisch und technisch revolutionär ist bei Erdholländer-Windmühlen das feststehende Gebäude mit einer drehbaren Mühlenkappe. Die untere achteckige Etage ist aus Stein, auf der die Fachwerkkonstruktion ruht. Der Kopf mit den Flügeln, die bis Kniehöhe über den Erdboden reichen, ist drehbar gelagert und wird mit Hilfe der Windrose gedreht. Ein mit komplettem Mahlwerk funktionierender Erdholländer lädt zum Schaumahlen und zur Besichtigung nach Woldegk ein.

Die Konstruktion des Erdholländers ist bei Galerieholländer-Windmühlen um eine bzw. zwei Etagen nach oben gesetzt. Dies verbesserte die Windverhältnisse und erlaubte eine größere Lagerkapazität. Die Wartung der Flügel erfolgte mit Hilfe eines Umganges, der Galerie. Ohne Galerie wird dieser Typ als Sockelgeschoss  bezeichnet.

Eine interessante Datenbank hat unser Vereinsmitglied Ingo Arlt zusammengestellt. Klicken Sie einmal:  www.zwillingswindmuehlen.de

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