Erdholländer Stove
Schon von weitem sichtbar war das Flügelkreuz der Erdholländer-Windmühle in Stove am Boiensdorfer Werder. Die über hundertjährige “alte Dame” der Windmüllerei ist ein leider zur Zeit nicht mehr voll funktionstüchtiges technisches Denkmal, bei der man wirkliche Ingenieurkunst, Handwerk und Tradition hautnah erleben konnte.
Die erste Windmühle in Stove war eine bereits im 18. Jahrhundert erwähnte Bockwindmühle, die der Landesherrschaft gehörte und von dieser verpachtet wurde. Die Mühle war Zwangsmühle für die Ortschaften Stove, Boyensdorf, Güstow, Niendorf, Bantow und Pepelow. 1818 wurde die Mühle auf Erbzins versteigert an den meistbieten Müller Magerfleisch aus Hornstorf für die Summe von 4.820 Talern und einen jährlichen Canon von 8415/32 Scheffel Roggen.
Im Jahr 1884 übernahm der Müller Johannes Tiedemann die Bockmühle, die jedoch schon recht veraltet war. So ließ er 1889 durch die sehr bekannte Mühlenbaufirma O. M. Hofwolt aus Rostock neben der Bockmühle die heutige Erdholländermühle errichten. Zwei Tage nach Fertigstellung der neuen Mühle wurde die Bockmühle abgebaut und am Vielbecker See bei Grevesmühlen für den Müller Wiechmann wieder aufgebaut. Dort ist sie am 3. Oktober 1907 abgebrannt.
Die noch erhaltene Bauzeichnung der Holländermühle zeigt eine zeitgemäße Innenausstattung mit gusseisernem Getriebe, Mahlgang, Schrotgang, 2 Rundsichtern, Quetschstuhl, Getreidereinigung, Elevatoren und Fahrstuhl. Zum Mühlenbetrieb gehörte bald auch eine Bäckerei. 1923 wurde ein Elektromotor als Hilfsantrieb bei Windmangel eingebaut.
In den 1920èr-Jahren war der Betrieb jedoch verschuldet und wechselte danach mehrfach die Besitzer, bis 1932 der Müllermeister Heinrich Hallier Eigentümer wurde. Er ließ die Mühle 1936 herausragend modernisieren. Sie erhielt ein stählernes Flügelkreuz und die Inneneinrichtung bestand nun aus einem Walzenstuhl des Fabrikat MIAG / Braunschweig , einer Ausmahlmaschine der Firma AHI / Itzehoe, Schrotgang, einem Plansichter, Mehlmischmaschine, Getreidereinigung mit Aspirateur, Trieur, Schäl- und Bürstmaschine, Elevatoren und einem neuen Fahrstuhl.
Im Jahr 1940 übernahm er die Holländermühle in Niendorf auf Poel und verkaufte die Stover Mühle an Müllermeister Hans Mirr. Gegen Ende des Krieges ließ Dieser das Flügelkreuz durch die bekannte Mühlenbaufirma Karl Kühl aus Vordamm noch einmal erneuern. Die Mühleneinrichtung wurde danach noch durch einen Walzenstuhl der nach Kriegsende in Leipzig ansässigen Firma Kühl erweitert. 1947 bis 49 ließ Mirr auch die Bäckereieinrichtungen erneuern.
Im Gegensatz zu vielen Berufskollegen hatte Hans Mirr trotz aller Schwierigkeiten und der hohen Instandhaltungskosten nie auf den Windantrieb verzichtet. Die Holländerwindmühle in Stove dürfte somit eine der letzten Windmühlen in Mecklenburg sein, die durchgehend bis zu ihrer endgültigen Stilllegung mit Windantrieb arbeiten konnte.
Besichtigung:
Januar - März: nach tel. Absprache
April - Juni: Di - So 10-16 Uhr,
ggf. mit coronabedingten Einschränkungen
Juli - August: täglich 10-18 Uhr
Sept. - Oktober: Di - So 10-16 Uhr
Nov. - Dezember: nach tel. Absprache
Zur Terminvereinbarung für museumspädagogische Programme aller Altersgruppen, erreichen Sie uns unterTel:. 0162-6888000 oder info(at)muehlenverein-stove.de
Kontakt:
Windmühlen- und Museumsverein Stove e.V.
c/o Wilhelm Gratopp
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Tel. 0177-4159180
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