Mühlenverein Mecklenburg Vorpommern e.V.

Fleether Mühle

Ferienwohnung, Gastronomie, Wassersportfreizeit

 

Zur Geschichte und Nutzung:

Am 18. Januar 1241 schenkt Fürst Nicolaus von Werle dem Jungfrauen-Kloster zu Eldena 30 Hufen im Lande Turne an den Seen Vilz und Räz (sog. Feldmark des Dorfes Fleeth) und den Bach Driculne zur Anlegung einer Mühle (hier entsteht später die Fleether Mühle).  Als das Kloster am 25. September 1270 die 30 Hufen an die Mirower Johanniter-Comthurei verkauft, findet bereits die Wasser-Schneidemühle am alten Driculnebache Erwähnung. In späteren Urkunden von 1692 und 1799 war die Mühle im Besitz der Familie Monike.

1793 entwarf der Landbaumeister Friedrich Wilhelm Dun(c)kelberg eine neue 4-stöckige-Getreidemühle mit einem Gutsensemble im klassizistischen Stil. Erst neun Jahre später, im Jahre 1802, realisierte der Mühlenmeister Schulz dieses Bauprojekt.  Das Gutshaus wurde als 3-Seitenhof angelegt mit Pferdestall auf der einen Seite und großer Scheue auf der anderen Seite. Mittig auf dem Hofgelände wurde ein Backhaus errichtet, welches später zur Schmiede umfunktioniert wurde. Auf der gegenüberliegenden Bachseite zur Getreidemühle wurde ein Sägewerk errichtet. Das Sägewerk wurde von einer weiteren Wassermühle, dem sog. Räderwerk angetrieben über zwei ca. 2,80 m breite und im Durchmesser 4,00 m große unterschlächtige Wasserräder.  Das Räderwerk wurde als "Überbau des Fleether Mühlbaches" errichtet.

Der Fleether Mühle standen im Jahre 1851 folgende "Gerechtigkeiten" zu: Fischereirechte von der Fleether Mühle bis an den Schleusenbach und Diemitzer Bach, sowie die Besetzung des Postens auf dem Möschen-See. Als Zwangsmahlgäste waren die Einwohner des Flecken Mirows, der dortige Bauhof, die Meiereien Kotzow, Zirtow, Buschhof, Vietzen und Gaarz sowie die Einwohner der Dörfer Peetsch, Granzow, Mirowdorf, Starsow, Gaarz, Fleeth und die zum mirowschen Anteil gehöhrende Hälfte des Dorfes Leussow verschrieben. Es stand jedoch allen diesen Zwangsmalgästen frei, statt auf der Fleether Mühle auch auf der Mirower, Mirowdorfer oder Gaarzer Mühle mahlen zu lassen.

Die Fleether Mühle war zu dieser Zeit aber auch verpflichtet, die Brücke bei der Mühle selbst, die Brücke über den Feischleusenbach und über den Schlenkengraben (in der Straße nach Rheinsberg) und den Damm von der Mühlen- bis zur Freischleusen-Brücke "auf alleinige Kosten, ohne Gewährung irgendwelcher Materialien stets in gutem untadelhaften Zustande zu erhalten".

Der Mühlenbesitzer hatte zudem zu gewährleisten, dass der Wasserstand bei der Fleether Mühle vom "1. Oktober bis 1. April 3 Fuß 2 Zoll; vom 1. bis 15. April 3 Fuß; vom 16. April bis 1. Mai 2 Fuß 11 Zoll und vom 1. Mai bis 1. Oktober 2 Fuß 10 Zoll rheinländisch Maß über dem wirklichen Fachbaum der Fleether Mühle gehalten wird, wobei natürliche auf außerordentliche Zuströmungen von Wasser bei Wolkenbrüchen pp billige Rücksicht genommen werden sollte".

Das Gut soll ein ausgesprochen modernes "Vorzeigegut seiner Zeit" gewesen sein. Es hatte sicherlich bereits seit 1927 zum Beispiel einen eigenen Telefonanschluß. Noch im März 1941 (Amtliches Fernsprechbuch für die Reichspostdirektion Schwerin, Stand 15. Februar 1941) führte das Anwesen folgenden Eintrag: Fleether Mühle, Post Schwarz, über Mirow (Meckl.)   

Eine Anekdote aus den 1930er-Jahren weiß zu berichten, dass ein Berliner Autofahrer in seinem Fahrzeug partout den Innenhof der Fleether Mühle überqueren wollte, um nach Fleeth zu gelangen. Der von ihm angesprochene Bedienstete der Fleether Mühle bat den Autofahrer, die noch heute existierende Katzenkopfstraße am Eckhaus vorbei zu nutzen, so würde er nach Fleeth kommen, ohne über den Hof fahren zu müssen. Der Berliner aber ließ den Hausherren herausrufen und zeigte ihm die auf seiner Karte exakt eingezeichnete Route über den Mühlenhof. Er bestand auf dieser Route, und der Mühlenbesitzer Otto Krüger musste ihm die Tore öffnen.                                                                                                                                              

In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges wurden das Gutshaus und der Pferdestall von den Alliierten beschossen, da bis zuletzt Angehörige der deutschen Wehrmacht sich dort verschanzt hatten. Beide Gebäude wurden erheblich beschädigt und nur zum Teil wieder aufgebaut. Das vorher zweigeschossige schlossähnliche Gutshaus erhielt ein einfaches Satteldach und wurde auch in der Länge nicht mehr voll aufgebaut (nur ca. 2/3 der Grundfläche ist heute noch bebaut). Der Pferdestall ist heute auf circa 1/3 seiner ursprünglichen Grundfläche reduziert. Anstelle des zerstörten Teils erhielt der Pferdestall einen Garagen- und Werkstattgebäudenanbau.

Während der DDR-Zeit wurde das Anwesen überwiegend als Landwirtschaftsbetrieb zur Gänse- und Broilerzucht (ein ÖLB = Örtlicher Landwirtschaftsbetrieb, ab ca. 1950 VEG = Volkseigenes Gut) genutzt. Auf dem ehemaligen Gutspark wurden 5 Aufzuchthallen, ein 6-Wohneinheiten-Block, ein Lehrlings- und Ausbildungswohnheim und weitere Nebengebäude errichtet. Ab 1955 wurde die Kornmühle mit neuer Technik und bis ca. 1990 als Mischfutterwerk betrieben. Die alte Technik konnte bis in die 80er Jahre genutzt werden. Es muss dennoch gesagt werden, dass bis in die 50er Jahre hinein die Fleether Mühle durchaus imstande war, jegliches Getreide zu mahlen und zuzubereiten.

Durch die Umstellung auf die neue Technik aber wurden damals viele der alten Maschinen und Apparaturen ausrangiert und verschrottet, obwohl sie noch funktionstüchtig waren. So wurde aus der alten leistungsfähigen Mühle eben "nur" ein Mischfutterwerk. Etwa um diese Zeit stand mitten auf dem Hof eine riesige Kastanie. In ihrem Schutz hatte der Hofhund sein Domizil, "Luchs", ein großer grau-schwarzer Schäferhund, ein friedlicher Geselle - selbst ein Kind konnte in seine Hütte kriechen. Sah er jemanden, zu dem er sich freute, zog er seine Hundehütte an der Kette quer über den Hof zu jenem Menschen, und erst bei diesem angekommen, merkte er, welch ein Gewicht er mit sich schleifte.    

Inhaber der Fleether Mühle war Ende der 1940er-Jahre ein Herr Gericke, sein Verwalter hier war Ludwig Leininger, später Karl Giertz. Dessen Nachfolger um 1952 als Direktor des Volkseigenen Gutes hieß Alfred Rakow, und von diesem sind zwei Anekdoten überliefert: Frühmorgens betrat er die Mühle und traf dort auf Meisterbauer K. Rakow schüttelte ihm fest die Hand und sagte dazu in Plattdeutsch: "Dat is dat ierst Orslock, den'n ich hüt de Hand gäw!" Dann verschwand er feixend. Der Meisterbauer sah den Müller groß an: "Wecker wier dat denn?" Der Müller antwortete: "Das war unser Chef." Der Kommentar des Meisterbauern ist nicht überliefert.

Alfred Rakow war ein freundlicher, aber eben auch resoluter Dienstherr. Eines schönen Morgens kam er wieder in die Mühle und traf dort den Arbeiter W. der wiederholt zu spät zur Arbeit erschienen war, so auch heute. "Wat kümmst du allwedder tau spät?" schnauzt Rakow ihn an. "Ick müsst noch schieten, dunn künn ick ierst kamen!" antwortet ihm W. Darauf Rakow: "Dunn gah früher schieten! Un nu af in't Büro mit di! Hal di diene Poppiere!" Somit konnte W. fortan "schieten", wann er wollte. - - - Auch von Karl Giertz ist eine kurze Anekdote überliefert, und außer "Luchs" gab es auf Fleether Mühle wohl noch mehr Hunde. Einst kam Karl Giertz in die Küche, die Frauen waren gerade beim Abwaschen des Frühstücksgeschirrs. Er kurz: "Hewwen dei Hun'n schon wat? (Haben die Hunde schon was?)" Eine Küchenfrau: "Nee!" - "Denn ward dat äwer Tied!" Vernehmlich schloss Giertz die Tür..

 Es gab übrigens auch eine Küchenfrau, die sich den Kaffeegrund aus den Tassen der Arbeiter zusammenmischte, Zucker dazutat und dies dann mit dem Löffel aufaß. Selbige Küchenfrau kam eines Tages in die Mühle, wo ja auch eine Waage war, und wollte sich wägen lassen. Otto M. der gutmütige breitschultrige Mitarbeiter des Meisters, lud sie ein, auf die Kornwaage zu klettern. "Na, denn stig man rupp!" Er stellte die Gewichte ein und wurde immer verwunderter. "Weitst du, wat du wägen deihst?" fragte er sie. "Ne!" - "Twei Zentner, tweiundvierzig Pund!" Das waren 121 Kilo für eine Dame mit einem Meter sechzig Größe. Aber die Frau hatte Kraft! Sie hob eine andere größere Frau mit einem Griff auf den Kutschbock - und ihrem Nachbarn stand sie so öfter zur Seite, wenn er getankt hatte und in die Horizontale geriet. Als sie Mitte der 1960er-Jahre beerdigt wurde, mussten die Träger sich sputen, Sarg und Verstorbene rechtzeitig auf sicherem Grund abzusetzen, Sie war eine gute Frau und hätte einen Eichensarg verdient gehabt, aber den gab es nur sehr spärlich in der DDR.

Alfred Rakow als Direktor folgte Florian Berger, der ein recht cholerischer Mensch gewesen sein soll, nach ihm kam Rudolf Winkel, ein leidenschaftlicher Zigarrenraucher, dem es nichts ausmachte, wenn Nebel sein Büro verhüllten. Manchmal, wenn er abwesend war, öffnete die Kaderleiterin (Ausbilderin) seine Fenster weit. Wenn er dann zurückkam, konnte er wunderbar auf plattdeutsch schimpfen, so auch auf "de Ollsch, de wedder de Finster sperrangelwiet upräten hätt". Er war der Chef bis 1990.                                         

Durch Brandstiftung wurden im August 2001 das Räder- und das Sägewerk fast vollständig zerstört. Auch die angrenzende 4-stöckige Getreidemühle wurde stark beschädigt und ist heute, da sie nicht "gegen Regeneinfall gesichert" wurde, mit starkem Schwamm befallen. 2013 wurde die Mühle bis auf die Grundmauern abgetragen und der ehemalige Überbau durch ein Wehr ersetzt. Das Wehr ist gleich so konzipiert worden, dass ein Wasserrad jederzeit wieder eingebaut werden kann. Die alten Mühlenteile (Technik, Mühlräder, Mühlsteine etc.) können heute noch auf dem Biergartengelände besichtigt werden.

Quelle: Dr. Diana Siebert

 

Link: Video aus dem Jahre 1991 

 

Kontakt:

Fleether Mühle
Fleether Mühle 1
17252 Mirow

Tel.: 039833-277286 (Saison April-Oktober)
Tel.: 040-28 66 777-0 (ganzjährig)
Fax 040-28 66 777-39
dsiebert(at)fleether-muehle.de
www.fleether-muehle.de

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