Kulturmühle Benz
Der über dem massiven Backsteinbau des Mühlenkellers errichtete hölzerne Turm der schlanken Holländermühle zeigt eine für diesen Mühlentyp typische Achtständerkonstruktion mit drei Böden. Die technische Ausstattung mit Schrotgang einschließlich Steinkran, Walzenstuhl, Plansichter, Quetsche und Elevatoren ist in wesentlichen Teilen ebenso erhalten wie der Fahrstuhl und die originale Hobelbank des Müllers. Die Königswelle war schon 1920 durch einen Elektromotor ersetzt worden. Die funktionstüchtigen Flügel werden mit Hilfe der Windrose in den Wind gestellt. Insgesamt hat die Umnutzung als Atelier und Ausstellungsraum seit den 1970er Jahren nur geringe bauliche Veränderungen bewirkt.
Die Mühle wurde in den 1830er Jahren errichtet. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Mühlenbetrieb mit Bäckerei und Landwirtschaft verbunden. Die Backwaren wurden mit Pferdefuhrwerken in die umliegenden Dörfer geliefert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangte die heute vorhandene Ausstattung im Zuge der Modernisierung in die Mühle. Aus dem Jahr 1900 stammen Mahlgang, Schrotgang, Spitzgang, Quetsche, Reinigung mit Trieur und Sichtmaschine; der Walzenstuhl kam 1905 dazu. 1920 erfolgte die Umstellung der Mühle auf Elektroantrieb. Die Kraftübertragung zwischen Flügelkreuz und Maschinenanlage wurde unterbrochen, in dem man die Königswelle mit ihren Antriebsrädern entfernte und zur Kraftübertragung jetzt verschiedene Transmissionen verwendete.
Ab 1950 wurde in der Mühle nur noch geschrotet. Mit dem Tod des letzten Müllers stellte sie ihren Betrieb ein.
Die Mühle wurde im August 1973 mit der komplette Ausstattung an den Maler Otto Niemeyer-Holstein verkauft, der sie als Atelier und Ausstellungsraum nutzte, einen zweckentfremdeten Umbau verhinderte und dringend notwendige Sicherungs- und Instandhaltungsarbeiten veranlaßte. Als er 1984 starb, kam die Mühle durch seine testamentarische Verfügung an die Gemeinde Benz. Sie sollte weiterhin als technisches Denkmal erhalten und öffentlich genutzt werden. Diesem Vermächtnis stellt sich heute der Verein “Kulturmühle Benz”. Die gesamte Mühle wurde in den vergangenen Jahren gründlich saniert.
Zur Kulturmühle im eigentlichen Sinn wurde die Benzer Windmühle durch verschiedene – mehr oder weniger zufällige - Begebenheiten. Bei seinen mehrmaligen Besuchen in Benz schuf Lyonel Feininger am 14.9.1910 die vermutlich erste bildkünstlerische Darstellung der Mühle. Auf der Zeichnung in schwarzer Kreide erkennt man die Seilzüge der Jalousieklappenverstellung und der Bremse sowie charakteristische Einzelheiten wie die Anordnung der Fenster.
Zu den Dreharbeiten für den Film "Effi Briest" erhielt die noch als Schrotmühle arbeitende Mühle 1968 provisorische Flügel, die mit Genehmigung der DEFA und des Bauamtes auch nach Beendigung der Filmaufnahmen am Bauwerk verblieben, 1973 und 1976 aber durch starke Stürme zerstört wurden.
Besichtigung:
April bis Oktober, Die-So, 10-17 uhr, Mo Ruhetag
Kontakt:
Kulturmühle Benz e.V.
Mirko Radtke
Dorfstraße 2
17429 Stöben
Tel.: 0172-9096974