Mühlenverein Mecklenburg Vorpommern e.V.

Novelle des Denkmalschutzgesetzes muss offene Punkte klären

Landesmühlenverein sorgt sich um das Kulturgut Mühle



Malchow/Schwerin (cme). Eine zügige Novellierung des Denkmalschutzgesetzes, aber richtig – das forderten die Mitglieder des Mühlenvereins Mecklenburg-Vorpommer am Wochenende (9. April 2022) auf ihrer Jahrestagung in Malchow. Denn dem früheren Mühlenland MV drohen sonst erhebliche und weitere Verluste an wertvollem Kulturgut. Zudem wählte der 1990 gegründete Verein einen neuen Vorstand, an dessen Spitze weiterhin Jan Bauditz steht.

Die Novelle des Denkmalschutzgesetzes liegt immer noch in der Warteschleife. Dies wurde jüngst auch im Landtag kritisiert. Sorgen bereiten dem Landesmühlenverein MV vor allem zwei Punkte. Zum einen müsse es einen klar geregelten Umgebungsschutz für Denkmale geben. Das heißt, im Umfeld von beispielsweise Wind- und Wassermühlen, die unter Denkmalschutz stehen, dürfen Neubauten den Blick bzw. Sichtachsen in der Landschaft nicht zerstören. Zugleich sollten Kulturbauwerke wie Wehre, Kanäle, Teiche um die Wassermühlen als Teil der Kulturlandschaft geschützt werden.

Umgebungsschutz für Denkmale
Im schlimmsten Fall können Bebauungen dicht an Windmühlen nämlich dazu führen, dass der Wind fehlt, um die Mühlenflügel drehen zu lassen. „Doch genau dies wünschen sich zum Beispiel die tausenden Besucher des Deutschen Mühlentages am Pfingstmontag oder am Tag des Offenen Denkmals, wenn sich die Türen zu historischen Wind-, Wasser- und Motormühlen öffnen“, so der wiedergewählte 1. Landesvorsitzende Jan Bauditz. Der bundesweite Deutsche Mühlentag, der jährlich auf historische Mühen aufmerksam macht und ein Besuchermagnet ist, wird übrigens am 6. Juni 2022 an der Schweriner Schleifmühle unter Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig eröffnet.

Fischtreppen contra Kleiner Wasserkraft
Ebenso bedrohe in MV der teils überzogene Bau neuer Fischtreppen, für die im Land bisher rund 16 Millionen Euro ausgegeben wurden, erhaltenswerte Wassermühlen und deren Wasserrechte, für die im Vergleich seit 1995 lediglich 240.000 Euro Fördergelder bereitstanden. Bauditz: „Dabei könnte die kleine Wasserkraft mittels Turbinen oder Wasserrädern dazu dienen, für den lokalen Verbrauch CO2-freien Strom zu erzeugen und so die politisch gewollte Energiewende unterstützen.“

Konkret wird Wassermühlen durch neue Fischtreppen immer mehr das Wasser abgegraben, ohne einen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessenlagen, dem Umwelt-, dem Denkmalschutz und vor allem dem Klimaschutz, herzustellen, so die Kritik. Das Wasser muss in der Landschaft gehalten werden. Die Landesregierung und die Denkmalpflege setzen sich trotz Willen oft nur halbherzig für den Erhalt und für die finanzielle Förderung historischer Mühlen ein. Dabei ist der Erhalt der technischen Denkmale sehr kostenaufwändig und überfordert zumeist Eigentümer und örtliche Mühlenvereine.

Vorgeschlagen: Schutzstatus auch für technische Ausrüstung
Zweiter Kritikpunkt der 66 Vereinsmitglieder, die landesweit 29 Wind-, 16 Wasser- und 4 Motormühlen repräsentieren, ist der Umgang der Denkmalschutzstatus im Blick auf die Mühlentechnik. So würden bisher eingebaute technische Bauteile, die oft historische Technik aus anderen Mühlen sind, oder Ersatztechniken für die Nutzung des Denkmals, nicht in den Denkmalschutz einbezogen. „Damit wird beispielsweise der Status des öffentlichen Interesses der kleinen Wasserkraftnutzung abgewehrt und dem Verlust von Wassermühlen Vorschub geleistet“, kritisiert Jan Bauditz. Denn neu eingebaute Wasserräder fallen bisher nicht unter den Schutzstatus. Es könne aber nicht nur um die Außenhülle von Denkmalen gehen, so die Forderung des Mühlenvereins.

Gefordert: Gesetzesnovelle öffentlich diskutieren
Generell forderten die Mitglieder des Mühlenvereins, dass das novellierte Denkmalschutzgesetz vor Verabschiedung im Landtag öffentlich diskutiert wird –auch mit dem Mühlenverein und anderen Denkmalschutzvereinen. Nur so sei sichergestellt, dass auch den „landesweit noch rund 150 Wasser-, 120 Wind- und 40 Motormühlen-Standorten mit ihren sehr unterschiedlichen Erhaltungszuständen nicht , von Amtswegen‘ weiterer, unwiederbringlicher Verlust droht“.

Gesucht: Standort für Mühlentechnik und Archiv gesucht
Auf ihrer Jahresversammlung beschäftigte die Mühlenenthusiasten ebenso, wie Mühlentechnik die nicht mehr genutzt werden soll, an Interessenten zu vermitteln ist. „Leider gibt es keinen Standort im Lande, an dem historischen Mühlentechnik gesammelt oder zwischengelagert werden kann. Unser Verein kann solch ein Projekt nicht stemmen und die Ansätze der Stadt Woldegk, ein Mühlenzentrum auf dem Mühlenberg zu schaffen, sind leider inzwischen zu den Akten gelegt“, informierte Jan Bauditz. Damit sei ebenso die Sicherung von Archivgut, wie Bauzeichnungen, Fotografien etc., weiter ungeklärt. Drei Mühlenfreude sicherten aber so viel sie können in Privatinitiative an Archivmaterial.

Gewählt: Vorstandsmitglieder
Wiedergewählt wurde auf der Jahresversammlung als 1. Vorsitzender Jan Bauditz aus dem mecklenburgischen Rüting. Neu im Vorstand ist Ossip Storm aus dem vorpommerschen Lübs, der künftig 2. Vorsitzender ist, da der bisherige Amtsinhaber Christian Meyer auf eigenen Wunsch dieses Mal als Beisitzer kandidierte und gewählt wurde. Weiterhin Beisitzer im Vorstand sind Waltraud Methling aus Steinhagen, Jürgen Kniesz aus Waren und Martin Zecher aus Schwerin. Kassenwartin bleibt wie zuvor Angela Wigger-Hamann aus Wustrow.

Hintergrund
Der Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern e.V. engagiert sich für den Erhalt historischer Wind-, Wasser und Motormühlen. Zugleich erforschen die aktuell 66 Mitglieder u.a. die Geschichte der Mühlen und der Müllerei, erkunden frühere Mühlenstandorte und beraten Eigentümer bei anstehenden Restaurierungen. Unter den Mitgliedern sind Eigentümer und Nutzer von Mühlen, Müllermeister, Mühlenbauer, Ingenieure sowie Technik- und Kulturinteressierte. Mitglied kann jeder werden, der sich für die historische Mühlen und deren Technik begeistert. Der Mühlenverein MV ist Mitglied in der Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde- und Mühlenerhaltung (DGM) e.V.

Noch vor 150 Jahren prägten zahlreiche Wind- und Wassermühlen das Landschaftsbild, hatte nahezu jedes Dorf seine Mühle. Oft erstaunlich lange konnten diese imposanten Bauwerke der aufkommenden Konkurrenz der von Dampfmaschinen und später Dieselmotoren angetriebenen Mühlen standhalten. Erst die modernen Großmühlen entzogen ihnen dann die wirtschaftliche Grundlage.

Heute finden sich landesweit insgesamt nur noch rund 150 Wasser- und 120 Windmühlen sowie 40 Motormühlenstandorte – oft nur noch an Ruinen oder ein paar Steinen oder Holzbalken auszumachen. Einige sind heute als Technische Denkmale erhalten, laden zur Besichtigung ein oder beherbergen Gaststätten oder Ferienwohnungen.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter

www.muehlenverein-mv.de

www.deutsche-muehlen.de

 

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