Mühlenverein Mecklenburg Vorpommern e.V.

Vier neue Flügel sollen am Montag montiert werden

Windmühle Rövershagen wird der Nachwelt als Kulturgut erhalten

 

Rostock/Rövershagen (cme/ton). Längere Zeit grüßte das Technische Denkmal ohne Flügel in die Landschaft: Doch jetzt bekommt die mecklenburgische Erdholländer-Windmühle in Rövershagen an der B 105 (Landkreis Rostock) ein neues Flügelkreuz. Kommenden Montag, 14. August 2023, kommt dafür ein Großkran zum Einsatz. „Wer die spektakuläre Aktion mitverfolgen möchte, sollte ab ca.14 Uhr an der Mühle sein. Wir hoffen, dass zeitlich alles so klappt“, so Thorsten Neitzel, dem die Mühle gehört und der sich seit 1990 unermüdlich für deren Erhalt einsetzt.

„In dieser Woche führt die Firma Blümner noch einige vorbereitende Maßnahmen aus, so wird beispielsweise der Wellkopf und der Katzenstein, auf dem die Flügelwelle drehbar auf dem Wetterbalken sitzt, nachgesehen und ggfl. befestigt bzw. ausrichtet. Ebenso wird die Bremse kontrolliert“, berichtet Mühlenfreund Thorsten Neitzel. Die Montage der vier neuen Flügel sei dann für Montag, 14. August, geplant. „Am Tag darauf sollen dann noch ein paar Restarbeiten, wie das Regulieren und Einstellen der Klappen der vier Flügel ausgeführt werden.“

Eindringende Feuchtigkeit zerstörte Auflagebalken der Flügelwelle
Die neuen Mühlenflügel waren dringend nötig: Denn eindringendes Wasser im Bereich des Wellkopfes zerstörte allmählich der Wetterbalken. Folge:  Pilzbefall und leichtes Kippen zur Windseite, so dass sich das Flügelkreuz ab 2018 nicht mehr drehte. Ende Januar 2021 ist dann die Spitze eines Flügels, konkret einer Feldrutn, im Sturmtief „Nadia“ abgebrochen und in eine Seitenwand eingeschlagen.

„Die Seitenwand habe ich wieder repariert, im Herbst 2022 wurde das lädierte Flügelkreuz heruntergenommen und der Wetterbalken sowie die vordere Seite der Kappe erneuert. Auch diese Arbeiten führt die Zimmerei Blümner aus Bismark/Altmark aus“, blickt Thorsten Neitzel zurück und erzählt weiter, dass die neuen Flügel 10,50 Meter lang und ca. 2,30 Meter breit seien. „Zwei Flügel sind wieder mit steuerbaren Jalousieklappen bestückt, die beiden anderen bleiben aus Sicherheitsgründen offen“, erläutert der Mühlenfreund, der eigentlich in Sachsen-Anhalt wohnt und fast jede freie Minute an die Ostsee zu seiner Mühle kommt.

Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt mit Zuschüssen
Mitsamt der Erneuerung des Wetterbalkens und der sich anschließenden Windwand der Mühlenkappe mit Kehr- und Wehrstiel sowie Halsblock usw. belaufen sich die Gesamtkosten aktuell auf ca. 30.000 Euro. „Dankenswerterweise gibt 13.500 Euro die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD)“, freut sich Thorsten Neitzel, der allerdings den Rest aus eigener Tasche aufbringen muss.

Als nächstes Projekt ist die Instandsetzung bzw. in großen Teilen die Erneuerung der Windrose vorgesehen, die bei Holländermühlen die drehbare Mühlenkappe aus dem Wind und damit die Flügel in den Wind dreht. Die geschätzten Kosten hierfür liegen bei 30.000 Euro. In Aussicht steht ein Zuschuss der DSD in Höhe von 10.000 Euro. Ob die Denkmalbehörde des Landes MV etwas beisteuert ist offen.

Mehr zur Geschichte der Mühle

Hintergrund
Der Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern e.V. engagiert sich für den Erhalt historischer Wind, Wasser und Motormühlen. Zugleich erforschen die aktuell 66 Mitglieder u.a. die Geschichte der Mühlen und der Müllerei, erkunden frühere Mühlenstandorte und beraten Eigentümer bei anstehenden Restaurierungen. Unter den Mitgliedern sind Eigentümer und Nutzer von Mühlen, Müllermeister, Mühlenbauer, Ingenieure sowie Technik- und Kulturinteressierte. Mitglied kann jeder werden, der sich für die historische Mühlen und deren Technik begeistert. Der Mühlenverein MV ist Mitglied in der Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde- und Mühlenerhaltung (DGM) e.V.

Noch vor 150 Jahren prägten zahlreiche Wind- und Wassermühlen das Landschaftsbild, hatte nahezu jedes Dorf seine Mühle. Oft erstaunlich lange konnten diese imposanten Bauwerke der aufkommenden Konkurrenz der von Dampfmaschinen und später Dieselmotoren angetriebenen Mühlen standhalten. Erst die modernen Großmühlen entzogen ihnen dann die wirtschaftliche Grundlage.

Heute finden sich landesweit insgesamt nur noch rund 150 Wasser- und 120 Windmühlen sowie 40 Motormühlenstandorte – oft nur noch an Ruinen oder ein paar Steinen oder Holzbalken auszumachen. Einige sind heute als Technische Denkmale erhalten, laden zur Besichtigung ein oder beherbergen Gaststätten oder Ferienwohnungen.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter

www.muehlenverein-mv.de

www.deutsche-muehlen.de

 

 

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