Landeseröffnung und Jubiläumsfeier an der Wittenburger Mühle
Deutscher Mühlentag in Mecklenburg-Vorpommern
Wittenburg (cme). Schon von weitem grüßten die drehenden Mühlenflügel der Erdholländermühle am heutigen Pfingstmontag die mehr als 500 Besucher in Wittenburg. Dorthin hatten Landesmühlenverein, Stadt und Förderkreis Mühle Wittenburg zur Eröffnung des Deutschen Mühlentages und zum Jubiläum „25 Jahre Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern e.V.“ eingeladen.
„Wir freuen uns über das rege Interesse der Besucherinnen und Besucher an allen offenen Mühlen im Land, die jedes Jahr am Pfingstmontag ihre Türen für Gäste öffnen oder Bewirtung anbieten. Das zeigt, welches Ansehen die ehemaligen Produktionsstätten auch heute noch in der Bevölkerung haben, sagte Lothar Wilken. Der 1. Vorsitzender des Mühlenvereins MV freute sich, dass der diesjährige Mühlentag an der jüngst renovierten Wittenburger Windmühle mit einem abwechslungsreichen Fest eröffnet werden konnte. Zugleich sei die von Land und Stadt geförderte Sanierung des Technischen Denkmals ein gutes Zeichen im 25. Jahr seit Gründung des Landesmühlenvereins.
Windenergie erstmals 1296 im Land genutzt
In seiner Rede erinnerte Lothar Wilken daran, dass der Anblick von Mühlen bei vielen Menschen angenehme Erinnerungen und Gefühle wecke. Alte Mühlen würden oft gern fotografierte, sie seien Landmarken in der Kulturlandschaft oder Orte der Ruhe am Ufer eines Baches. Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiewende unterstrich Wilken: „Mühlen waren die ersten mit regenerativen Energien betriebenen Maschinen. Im Jahr 1296 wurde im Land erstmals bei Wismar und Plau die Windenergie genutzt, bereits ab 1170 im heutigen Neubrandenburg, in Dargun, Kloster Doberan oder in Schwerin die Kraft des Wassers zum Antrieb von Maschinen genutzt.“
Wasserkraft auch künftig erhaltenEinst gab es 1200 Windmühlenstandorte auf dem Territorium des heuten Bundeslandes MV, gerade noch 125 sind heute noch auffindbar. „900 Wasserenergiestandorte kennen wir, aber an nur noch 152 stehen noch auffindbare Bauwerke“, rechnete Lothar Wilken vor. Es sei sehr schade, dass die Energie aus Wasser heute nicht mehr genutzt werden soll, aber mit viel Aufwand eine künstliche Durchlässigkeit für Fische konstruiert wird.
Technisches Erbe für Nachwelt erhalten
„Einige der noch stehenden Mühlen können wohl nicht mehr gerettet werden. Dabei sind leider auch noch im Inneren gut erhaltene und kostbare Anlagen. Dieses kulturelle Erbe sollte genau so wie z.B. die größeren Herrenhäuser oder Kirchen für die Nachwelt bestehen bleiben. Auch sollten wir in den letzten verbliebenen Mühlen noch möglichst viel von der Produktionstechnik erhalten, um nachwachsenden Generationen die Funktion von Mühlen anschaulich zeigen zu können. „Dies ist eine wichtige Aufgabe für Kommunen, Land, Eigentümer und Liebhaber. Auch die Denkmalförderung sollte sich nicht weiter zurückziehen“, so Landesmühlenvereinschef Wilken abschließend.
Minister Backhaus dankt für Engagement
Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) danke den Mitgliedern des Mühlenvereins MV und allen örtlichen Vereinen, wie beispielsweise dem Förderkreis Wittenburger Mühle, für das Engagement, welches er sehr zu schätzen wisse. Es sei auch das Verdienst aller Mühlenenthusiasten, dass heute noch ca. 300 Wassermühlen und 119 Windmühlen im Land existierten. Das Land und insbesondere sein Ministerium versuchen dabei im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Aktuelles Beispiel sei die geglückte Rettung des Wahrzeichens von Wittenburg: „Die 550.000 Euro stellte mein Haus gern für die Sanierung der Wittenburger Mühle bereit. Zugleich dankte ich der Stadt und ihrer Bürgermeisterin für ihr finanzielles Engagement“, so Minister Backhaus. Für insgesamt knapp 700.000 Euro was die 15 Meter hohe Erdholländermühle restauriert und als Schauanlage instand gesetzt worden. Vor diesem Hintergrund war auch Bürgermeisterin Margret Seemann glücklich und zugleich stolz, dass Wittenburg und die historische Mühle heute im Mittelpunkt standen.
Führungen bis in die Mühlenkappe und buntes FestWie es jetzt im Inneren der Erdholländerwindmühle rüttelt und schüttelt, wenn im Mahlgang geschrotet wird, wollten nicht nur die Ehrengäste heute wissen. Zu den Führungen mit Norbert Fenske und Mühlenbauer Martin Zecher vom Wittenburger Mühlenverein bildeten sich lange Warteschlangen. Aber das bunte Fest rund um die Mühle bot für Jung und Alt jede Menge Unterhaltung. Und den ganzen Tag über drehte sich das imposante Flügelkreuz, dessen Durchmesser fast 23 Meter beträgt. Allerdings mussrten wir angesichts der Flaute etwas tricksen“, verriet Norbert Fenske und zeigt auf den Elektromotor, der das Kammrad der Flügelwelle antreibt.
Landesmühlenverein will einmalige technische Zeugnisse erhalten
Der vor 25 Jahren gegründete Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern e.V. engagiert sich für den Erhalt historischer Wind-, Wasser und Motormühlen. Zugleich erforschen die Mitglieder u.a. die Geschichte der Mühlen und der Müllerei, erkunden frühere Mühlenstandorte und beraten Eigentümer bei anstehenden Restaurierungen. Unter den Mitgliedern sind Eigentümer und Nutzer von Mühlen, ein Müllermeister, ein Mühlenbauer, Ingenieure und Technik- und Kulturinteressierte. Mitglied kann jeder werden, der sich für die historische Mühlen begeistert.
Noch vor 150 Jahren prägten zahlreiche Wind- und Wassermühlen das Landschaftsbild, hatte nahezu jedes Dorf seine Mühle. Oft erstaunlich lange konnten diese imposanten Bauwerke der aufkommenden Konkurrenz der von Dampfmaschinen und später Dieselmotoren angetriebenen Mühlen standhalten. Erst die modernen Großmühlen entzogen ihnen dann die wirtschaftliche Grundlage.
Etwa 300 Wassermühlen und 119 Windmühlen in Mecklenburg Vorpommern verblieben trotz ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit durch die fortschreitende Technisierung und verrichten noch heute als technische Denkmale ihren Dienst, laden zur Besichtigung ein oder beherbergen Gaststätten oder Ferienwohnungen.
Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.muehlenverein-mv.de