Mühlenverein Mecklenburg Vorpommern e.V.

Entdeckt, aufgesucht und dokumentiert: 400 historische Mühlenplätze auf Rügen

Bergen auf Rügen/Schwerin (low/cme). In einer Teilregion des Landes als Testgebiet hat der Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr eine historische Kompletterfassung aller Mühlenstandorte, die auf Landkarten vermerkt sind, vorgenommen. Durch Abgleich mit dem Geodatensystems des Landes und einer Übertragung auf heutige Luftbild- und Satellitenaufnahmen war es möglich, erstmals auf zirka 20 Meter genau vollständig die Standorte ehemaliger Wind- und Wassermühlen zu ermitteln.

„Aus den elf Karten, die seit dem Jahr 1650 Mühlenplätze abbilden, konnten 396 verschiedene Mühlenstandorte herausgearbeitet werden. Davon sind 318 Windmühlen-, 9 Wassermühlen und 9 Motormühlen-Standorte. Auch wurden 42 historische Plätze von Windrädern ermittelt, die zur Entwässerung genutzt wurden und zumeist mit Windschaufeln ausgestattet waren“, erläutert Lothar Wilken, früherer Vorsitzender und heutiges Vorstandsmitglied des Vereins die Ergebnisse seiner akribischen Arbeit. „Mühlen gab es demnach in 199 Siedlungsplätzen (Güter, Gemeinden, Städte) fasst der ehrenamtliche Mühlenforscher zusammen. Der Schweriner hat die Forschungsarbeit durchgeführt und dabei an 15 Tagen Rügen besucht und insgesamt 7300 Kilometer zurückgelegt. „Jeder mögliche ehemalige Standort wurde aufgesucht und hinsichtlich seiner Eignung als Wasser- oder Windmühlenplatz bewertet“, so Lothar Wilken. Der Verein verfügt damit nicht nur über die Datenblätter mit den Kartenauszügen der Standorte, sondern auch über gut 2000 Fotos von diesen bzw. von erkennbaren Resten der Mühlen.

„Es ist schon erstaunlich, dass auf einem Acker bei genauer Suche am vermuteten Platz in 90 Prozent aller Fälle noch Reste der Mühlen in unterschiedlicher Größe gefunden werden können. Selbst wenn die Mühle seit 80 Jahren nicht mehr steht und die Landwirte immer wieder darüber gepflügt haben, verteilen sich beispielsweise Backsteintrümmer nur auf einer ziemlich kleinen Fläche“, berichtet der rührige Mühlenfreund.

Überrascht war der Forscher von der bislang unbekannten Zahl von Windmühlen, die bei der Kreideproduktion eingesetzt wurden. Es besteht die Vermutung, dass mindestens 13 windgetriebene Maschinenanlagen nur für diesen Zweck genutzt wurden. Ähnliches war bislang nur aus Niedersachsen bekannt. „Die genaue Verwendung dieser Mühlen und ihre technische Funktion ist bislang kaum bekannt und dokumentiert. Zusammen mit dem einzigen europäischen Kreidemuseum in Gummanz soll hier weiter geforscht werden“, blickt Lothar Wilken voraus.

Es gibt bereits eine kleine Arbeitsgruppe aus ehrenamtlichen Mühlenforschern in allen Landesteilen. „Wir sind sehr an weiteren Informationen, Bildern und Ergänzungen interessiert“, so Lothar Wilken Der Landesmühlenverein führt nicht nur die Erfassung der historischen Mühlenplätze durch. Er plant für dieses Jahr auch eine technische Bestandserfassung von Mühlen, die in ihrer Existenz bedroht sind. „Wir müssen wissen, welche Substanz wir noch im Land haben, die vielleicht noch gerettet werden kann. Zumindest müssen wir aber die Technik und handwerkliche Praxis dokumentieren, bevor alles verschwindet“, sagt Jan Bauditz, der 1. Vorsitzende des Vereins. Das sei allein mit ehrenamtlicher Arbeit aber nicht zu machen.

Nachfragen zum Pilotprojekt: Lothar Wilken, l.wilkenmuehlenverein-mv.de

 

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